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Dähnhardt, Oskar (1870-1915)
Vom Schnee und vom Schneeglöckchen
Der Herr hat alles erschaffen: Gras und Kräuter und Blumen.
Er hatte ihnen die schönsten Farben gegeben. Zuletzt machte er nun
noch den Schnee und sagte zu ihm: "Die Farbe kannst du dir selbst aussuchen.
So einer wie du, der alles frisst, wird ja wohl etwas finden.
Der Schnee ging also zum Gras und sagte: "Gib mir deine grüne
Farbe!" Er ging zur Rose und bat sie um ihr rotes Kleid. Er ging zum Veilchen
und dann zur Sonnenblume. Denn er war eitel. Er wollte einen schönen
Rock haben. Aber Gras und Blumen lachten ihn aus und schickten ihn fort.
Er setzte sich zum Schneeglöckchen und sagte betrübt: "Wenn mir
niemand eine Farbe gibt, so ergeht es mir wie dem Wind. Der ist auch nur
darum so bös, weil man ihn nicht sieht."
Da erbarmte sich das Schneeglöckchen und sprach: "Wenn dir
mein Mäntelchen gefällt, kannst du es nehmen."
Der Schnee nahm das Mäntelchen und ist seitdem weiss.
Aber allen Blumen ist er er seitdem feind, nur nicht dem Schneeglöckchen. |
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